Im Glauben an Gott und Hitler

„Aus dem Wieratal ins Reich!“
Im idyllischen Tal des Flüsschens Wiera, 15 Kilometer nordöstlich von Zwickau gelegen, erzählt man sich nicht nur mancherlei beschauliche Geschichten aus alter Zeit, dort wurde vor wenigen Jahrzehnten auch Geschichte geschrieben:

1927 kamen Siegfried Leffler und Julius Leutheuser – zwei junge Pfarrer aus Bayern – nach Thüringen in die Kirchgemeinden Niederwiera und Flemmingen. Es gelang ihnen in wenigen Jahren, die Lehrer und Handwerker, die Jugend und die Bauern in ihren Dörfern für den Nationalsozialismus und für die Bewegung der „Deutschen Christen“ zu begeistern. Schon vor Hitlers Machtergreifung wählte fast die gesamte Bevölkerung im „Wieratal“ die NSDAP. Stolz marschierten die Burschen der SA als „Hitlers braune Bataillone“. In den Kirchgemeinden ersetzte eine neue „zeitgemäße deutsche Gottesfeier“ den herkömmlichen Gottesdienst. Nach 1933 dehnte sich die „Kirchenbewegung Deutsche Christen“ auf das ganze Deutsche Reich aus. Pfarrer Leffler wurde 1939 zum Leiter des kurz und schrecklich sogenannten „Entjudungsinstituts“ ernannt, das in der Lutherstadt Eisenach von deutschen evangelischen Landeskirchen gegründet wurde und die Aufgabe hatte, alles Jüdische aus Theologie, Kirchenmusik und Gemeindeleben auszutilgen.

Nach dem Kriegsende brach auch im Wieratal vieles zusammen. Nur bruchstückhaft gelang es, sich mit der eigenen – persönlichen wie kirchlichen – Verstrickung und Schuld in den dunklen Jahren des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen.

Der Referent, Joachim Krause aus Schönberg, wird den Weg der „Deutschen Christen“ in den Jahren 1928 bis 1945 aufzeigen – ihren Aufbruch, Triumph und Niedergang – und auch die Aufarbeitung nach 1945 thematisieren. Es geht dabei nicht um Schuldzuweisung und Verurteilung, sondern um ein besseres Verstehen dessen, was damals in unserer Heimat geschah.

Der Vortrag findet am 16.01.2018 um 17 Uhr in der Hauptbibliothek statt.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei!

Die Teilnahme können sich Studierende auf ihrem Nachweisbogen
zum Studium generale eintragen lassen.

 

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