Erste Veranstaltung „MORD …“

Morgen, am 29.09.2015 um 15 Uhr findet die erste Veranstaltung im neuen Semester statt.

Herr Hans Häber stellt sein Buch „Mord an den fünf Bergingenieuren am 15 Juni 1945 auf dem Morgensternschacht III“ in der Hochschulbibliothek vor.

Auf der Spur einer Bluttat

Heimatgeschichte: Vor 70Jahren, in der Nacht vom 14. zum 15. Juni 1945, wurden in Zwickau-Pöhlau fünf Mitglieder der Bergwerksleitung ermordet. Eine Dokumentation über den Fall wird morgen vorgestellt.

Von Bernd Appel
erschienen am 12.06.2015

Zwickau. Lange ist in Zwickau und Umgebung der Mantel des Schweigens über ein blutiges Ereignis kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehüllt worden. Zum Opfer fielen ihm die Bergdirektoren Arno Bretschneider, Kurt Hartung und Hans Bergmann, der Bergverwalter Herbert Bretschneider und der Reviersteiger Paul Bräunling, allesamt in der Gewerkschaft Morgenstern (zu DDR-Zeiten Steinkohlenwerk „Martin Hoop“) tätig. Sie starben vor 70 Jahren in einem Luftschutzschacht, wohl nach schwerer Misshandlung, vermutlich durch Genickschuss. So geht es aus verschiedenen Dokumenten und Schilderungen von Zeitzeugen hervor – „Freie Presse“ berichtete im September 2004 erstmals ausführlich über den Fall. Bereits 1993 war auf Betreiben von Wolfgang Bretschneider, Sohn eines der Opfer, ein Gedenkstein auf dem Hauptfriedhof errichtet worden. Dort ist von einem „anarchistischen Attentat“ die Rede.

Mit dem Fall intensiv beschäftigt hat sich in den vergangenen Jahren der Journalist Hans Häber. Der gebürtige Zwickauer ist selbst ehemaliger Bergmann. Er hat das Grubenunglück von 1960 überlebt und ist Autor des Buches „Die Explosion – in 1000 Metern Tiefe“. Bei seinen Recherchen für dieses Werk wurde er immer wieder auf das Verbrechen von 1945 angesprochen. „Die Täter waren eben keine Anarchisten, sondern KPD-Mitglieder“, sagt er.

Häber hat mit einer Projektgruppe eine Dokumentation erstellt, die morgen in Zwickau präsentiert werden soll. Dabei sollen auch die Motive der Täter erläutert werden, als deren Rädelsführer der kommunistische Betriebsratsvorsitzende Albert Schreiner gilt. „Wir geben den Mordopfern Würde und ein Gesicht“, betont Häber. Es sollen neue Fakten präsentiert werden – unter anderem hat er Hinterbliebene befragt, in staatlichen Archiven sowie in Archiven von Institutionen, etwa von Versicherungen, recherchiert. Zwar ist bis heute unbekannt, wo die sterblichen Überreste der Toten liegen. Doch die Papiere über die Lebensversicherungen sind zum Teil noch vorhanden. Und es gibt Sterbeurkunden, in denen von „Freitod“ die Rede ist.

Häber kritisiert die Verantwort- lichen in der Bergarbeiterstadt für ihren „stark gebremsten Willen, seit 1989 umfassend Licht ins Dunkel zu bringen beziehungsweise das Verbrechen exakt zu dokumentieren“. Dies dauere bis heute an: So hätten die Stadt Zwickau beziehungsweise Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD) die schriftliche Einladung zur Mitarbeit und die Anfrage nach einem Druckkostenzuschuss abschlägig beantwortet. Rathaussprecher Mathias Merz will diese Äußerungen nicht kommentieren. „Wissen muss man aber, dass Druckkostenzuschüsse in dieser Form prinzipiell nicht gewährt werden und in den Förderrichtlinien des Kulturamtes ausgeschlossen sind. Zudem haben die Kollegen des Stadtarchivs die Recherchen Herrn Häbers unterstützt.“

Noch in diesem Jahr soll das Buch des Journalisten unter dem Titel „Mord auf Schacht III“ erscheinen und in allen Buchhandlungen zu bekommen sein. Es soll mit Text und Bild zirka 200 Seiten umfassen und „einen wichtigen Beitrag zum 70.Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges“ leisten. Zudem plant die TU Bergakademie Freiberg nach Häbers Angaben ein Kolloquium zum Thema „Leben und Wirken der Bergingenieure Sachsens beziehungsweise Zwickaus“ , unter anderem mit Blick auf die ermordeten Bergingenieure. Hintergrund: Drei von ihnen waren Absolventen der Freiberger Bergakademie – Arno Bretschneider, Hans Bergmann und Kurt Hartung.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

Der Eintritt ist frei!

Die Teilnahme können sich Studierende auf ihrem
Nachweisbogen zum Studium generale eintragen lassen.

 

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